Berlin – Bevor schlaflose Nächte und ein sperriger Kinderwagen den Alltag bestimmen, können sich Paare noch einmal entspannen. Das Ganze heißt «Babymoon» – in Anlehnung an die Flitterwochen, also den «Honeymoon».
Ob an der Ostsee, in Bayern, Italien, der Schweiz oder Holland – europaweit haben sich Hotels auf werdende Eltern spezialisiert. «Das Angebot reicht von gesundem Essen, über Massagen von speziell geschulten Therapeuten, bis hin zu Atemübungen und Schwangerschafts-Fotoshootings», erzählt die Niederländerin Ilonka Molijn van Ginkel, die mit ihrem Unternehmen BabyMoon Travel Reise-Arrangements für Schwangere vermittelt.
Auch wer auf eigene Faust eine Reise in der Schwangerschaft organisiert, sollte diese fünf Tipps beachten:
1. Der richtige Zeitpunkt
Als bester Zeitraum für Reisen in der Schwangerschaft gilt das zweite Trimester, also zwischen der 12. und 24. Schwangerschaftswoche. «Die Übelkeit und die Müdigkeit der ersten Wochen sind weg, und der Körper ist noch nicht zu sehr belastet mit der Schwangerschaft», erklärt Jan-Peter Siedentopf, Gynäkologe an der Berliner Charité.
Im letzten Drittel der Schwangerschaft, oft ab der 28. Woche, lassen viele Airlines Schwangere nicht mehr an Bord oder verlangen ein ärztliches Attest. Kreuzfahrtreedereien nehmen Schwangere meist ab der 24. Woche nicht mehr mit. Sie argumentieren, dass sie die medizinische Versorgung bei Komplikationen nicht sicher stellen können.
3. Die stressfreieste Anreise
«Die meisten deutschen Paare bleiben für den Babymoon am liebsten in Deutschland», erklärt van Ginkel. Vorteile einer kurzen Anreise: Schwangere mit Venenbeschwerden sollten sich ausreichend bewegen. Bei Bahn- oder Autofahrten geht dies einfacher als im Flugzeug. Zudem vermeiden Schwangere so große Klimaveränderungen. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sind bei Kreislaufproblemen nicht ideal. Und im Zweifelsfall ist man eben schnell wieder zuhause. Schwangere, die in den Süden wollen, sollten mit ihrem Arzt sprechen. Bei längeren Flügen ist unter Umständen eine Thrombosespritze sinnvoll.
3. Das passende Reiseziel
Fernreisen sind in der Schwangerschaft nicht per se tabu: Ziele wie Kanada, Australien oder Japan können Paare problemlos ansteuern. Denn dort ist das Infektionsrisiko gering, und die medizinische Versorgung entspricht westlichen Standards.
Subtropische oder tropische Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko eignen sich dagegen weniger für den Babymoon – zumal sich Schwangere gegen bestimmte Erreger nicht mehr impfen lassen können.
Von Reisen in Malaria-Gebiete rät Siedentopf ab. Zwar sei Malaria auch in der Schwangerschaft behandelbar. Eine Infektion kann jedoch zu Komplikationen führen. Länder, die das
Auswärtige Amt als
Zika-Gebiete kennzeichnet, sollten sie ganz meiden. Ein Zusammenhang frühkindlicher Fehlbildungen gilt bei Infektion der Frau als sicher.
4. Die beste Vorbereitung
Zur Sicherheit sollten Schwangere vorab mit dem Arzt klären, welche Medikamente unbedenklich sind. Und für den Notfall die medizinische Versorgung vor Ort klären. «Die deutschen Botschaften geben manchmal Vertrauensärzte an, dort kann man nachfragen», erklärt Siedentopf. Ins Gepäck gehören zudem Mutterpass, Reiserücktritt- und Auslandsreisekrankenversicherung, die den Rücktransport einschließt.
5. Die wichtigsten Regeln vor Ort
Die Tropenregel «cook it, peel it or leave it» – also koch es, schäl es oder vergiss es – gilt auch für Schwangere. Siedentopf rät, um Magen-Darm-Infektionen zu vermeiden, auf halb gegartes Fleisch, ungeschältes Obst, Softeis und Süßspeisen mit rohem Ei zu verzichten. Zudem besser Wasser aus Flaschen statt Leitungswasser trinken.
Ins Gepäck gehört auch eine gute Sonnencreme – Reizungen, Allergien oder Pigmentflecken können in der Schwangerschaft häufiger auftreten. «Beim Lichtschutzfaktor gilt: viel hilft viel», rät der Gynäkologe.
Auf Aktivitäten mit erhöhtem Unfallrisiko sollten Schwangere verzichten, wie Rafting oder Tauchen. Nicht empfehlenswert sind zudem Wanderungen in mehr als 2500 Metern Höhe. «Da dort der Sauerstoffgehalt in der Atemluft deutlich niedriger ist», erklärt Siedentopf. Besser sind kleine Besichtigungstouren, Spaziergänge in den kühlen Morgen- und Abendstunden oder Schwimmen.
Fotocredits: Daniel Ingold
(dpa/tmn)