Wer einen Urwald sehen will, muss nach Afrika reisen. Oder nach Südamerika. So lautet eine weitverbreitete Meinung, die aber nicht richtig ist. Auch in Europa gibt es Urwälder.
Gemeint sind damit ursprünglich erhaltene Wälder, auf die der Mensch bisher keinen sichtbaren Einfluss genommen hat. Einer dieser letzten Urwälder Europas liegt am östlichen Ende der Slowakei im Dreiländereck mit Polen und der Ukraine. Wer den Urwald betreten will, muss ins 200-Seelen-Dorf Nová Sedlica reisen. Vom Dorfplatz aus gibt es für Waldwanderer einen Pfad, der an ein paar historischen Holzkirchen vorbeiführt. Wer diesem Weg folgt, gelangt zum Waldrand. Die Erforschung des prachtvollen Urwaldes kann beginnen.
Was einen erwartet
Aber was gibt es in dem Urwald eigentlich zu sehen? Mächtige Bäume, die seit mehr als 100 Jahren an dieser Stelle stehen. Die Stämme sind mit dichtem Moos bewachsen und haben einen Umfang von bis zu vier Metern. Wer sich mit Pflanzen gut auskennt, wird erstaunt sein. In dem Urwald wachsen auch sehr seltene Arten. Noch spannender ist die Tierwelt im letzten Urwald Europas. Unheimliche Laute hallen durch die prachtvolle Natur, wenn ein seltener Schreiadler über den Bäumen kreist. Auch Störche, Luchse und sogar Bären spazieren durch den Wald.
Der Wald steht als Weltnaturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Aufregung gibt es, weil in einem Teil des Waldes Bäume gefällt werden. Man versucht den Tourismus in der Gegend anzukurbeln, denn so könnte die Region auf die Holzwirtschaft verzichten, um den Wald zu schützen.
Bewegte Geschichte
Nová Sedlica, das Dorf am Eingang des Urwaldes hat eine bewegte Geschichte hinter sich. In einer uralten Urkunde aus dem Jahr 1630 ist das Dorf erstmals erwähnt worden. In der Zeit des Nationalsozialismus hat das Dorf zu Ungarn gehört. Heute ist Nová Sedlica mit seinen nicht einmal 300 Einwohnern das östlichste Dorf der Slowakei.