Es gibt wohl nur wenige Städte auf der Welt, die nur eine kurze Geschichte haben und komplett zu einem Zweck erschaffen wurden. Brasilia gehört zu diesen Ausnahmen. Sie wurde 1956 von Architekten komplett am Reißbrett entworfen, nur zu dem Zweck einer neuen Hauptstadt.
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Wenn man durch Brasilia läuft, hat man das Gefühl in einem kleinen futuristischen Traum zu sein, denn gerade wir Europäer sind es gewohnt überall einen Flecken alte Geschichte entdecken zu können. Doch Brasilia gibt es erst seit etwas über 50 Jahre. Bereits im Jahr 1891 wurde beschlossen, dass das Land eine neue und vor allem zentraler gelegene Hauptstadt braucht. Und, nachdem man einen geeigneten Grund und Boden gefunden und Jahre der für Menschen üblichen Streiterein hinter sich gebracht hatte, konnte man 1956 endlich beginnen.
Beauftragt wurden namhafte Städteplaner und Architekten, allen vor an Oscar Niemeyer, von dem etliche Gebäude der Stadt stammen. Die neue Hauptstadt Brasiliens wurde also direkt vom Reißbrett erschaffen. Und so sieht sie auch aus: Keine krummen oder verwinkelten Gassen, alles gerade und wohl geordnet. Ja, sogar fast alle Denkmäler wurden, sehr Touri-freundlich ;-) , in einer Achse angeordnet.
Die Regierung musste dann natürlich mit ihren Familien nachkommen und so leben hier vor allem die Mittel- und Oberschicht. Für die Arbeiter und deren Familien, die damals hierher kamen um den Plan in die Tat umzusetzen und Brasilia zu bauen, war kein Platz vorgesehen. Und so haben diese sich in zahlreichen Satellitenstädten um die Hauptstadt herum angesiedelt. Hier herrscht das krasse Gegenteil zum wohlgeordneten und komfortablen Brasilia: Hohe Arbeitslosigkeit und Alkohol- und Drogenkonsum bestimmen das Bild. Ein weiteres trauriges Überbleibsel der Moderne…
Aber auch Brasilia selbst beginnt langsam an manchen Stellen zu bröckeln. Da sie allein als Regierungssitz angelegt wurde, fehlen ihr viele kulturelle Möglichkeiten. Es herrscht hier also kaum Nachtleben, von einer Subkultur brauch erst gar nicht die Rede zu sein… Daher verbringen viele Bewohner der Stadt das Wochenende lieber in andere Städten. Doch diese liegen teilweise ziemlich weit weg: Sao Paulo (872 km), Rio de Janeiro (930 km) und Belem (1.600 km).
Wer es eher ruhiger, und geordneter ;-) mag, der findet hier allerdings auch einige Freizeitangebote, wie etliche Parks, ein künstlich angelegter See oder ein paar Attraktionen in einem Freizeitpark.
Als Tourist ist Brasilia auf jeden Fall ein faszinierendes Erlebnis, da man etwas vergleichbares sicher noch nie gesehen hat. Die sauber geplanten und architektonisch ausgefeilten Gebäude, wie die Kathedrale von Brasilia, das Sportstadion, die Parlamentsgebäude oder die Straße der Ministerien. Den besten Ausblick hat man allerdings vom Fernsehturm aus, dem höchsten Gebäude der Stadt (218 m). Alles zu finden auf der sogenannten Monumentalachse…
Ein Besuch mit einer Rundfahrt oder einem kleinen Spaziergang lohnt sich auf jeden Fall, wenn man sich selbst ein Bild vom „Vorzeige-Projekt der Moderne“ machen möchte.
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