Denkt man an die französischen Könige, dann fallen einem wahrscheinlich Prunk, die französische Revolution und Versaille ein. Doch das Stammhaus der französischen Könige, das in meinen Augen viel schöner ist als Versaille, ist lange in Vergessenheit geraten: Schloss Fontainebleau.
Rund 60 km südlich von Paris liegt die kleine Stadt Fontainebleau, von dessen Schloss aus die Geschicke Frankreichs lange Zeit gelenkt wurden. Der Name leitet sich von „fontaine belle eau“ ab, was soviel heißt wie „Quelle mit schönem Wasser“.
Im Jahr 998 ließ sich Ludwig IX. hier einen „kleinen“ Jagdsitz erbauen. Doch schon bald darauf geriet Fontainebleau wieder in Vergessenheit. Erst König Franz I. entdeckte den malerischen Ort wieder für sich und ließ das Schloss ab dem Jahr 1528 ausbauen. Von da an wurde Fontainebleau zum Stammhaus der französischen Könige. Es ist der erste Renaissance-Bau Frankreichs und etliche Künstler, vor allem aus Italien sind daran beschäftigt. Diese haben ihr stilistisches Formengut so nach Frankreich gebracht.
Das Schloss hat fünf Höfe und ist über und über mit Fresken, Stukkaturen, Statuen und Gemälden verziert. Diese Prunkräume kann man heute noch bewundern.
Jeder französische König ließ das Schloss auf seine Art umbauen und renovieren. Daher hat es auch einen ganz besonderen Grundriss und die Stile vermischen sich an manchen Stellen.
Ludwig XIV. ließ dann zum Beispiel in den Gärten ein neues Parterre im barocken Stil einbauen und fügte dem Garten eine großzügige Parkanlage und einen Kanal hinzu.
Die größten Umbauten fanden aber unter Napoléon I. statt, der Fontainebleau zu seiner kaiserlichen Residenz auserkoren hatte. Von hier aus verzichtete er dann auch 1814 auf den Thron und ging ein Jahr später ins Exil.
Aber nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch ging vom Schloss ein großer Einfluss aus. Die italienischen Künstler, die im 16. Jahrhundert am Schloss arbeiteten, gründeten in Fontainebleau zwei Schulen, die einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der französischen Kunst hatten. In der Neuzeit wurde im Schloss dann das Amerikanische Konservatorium eingerichtet, eine Art Sommerakademie für bedeutende Künstler und Architekten.
Heute ist Schloss Fontainebleau natürlich in erster Linie eine Touristenattraktion. Man kann durch die weitläufigen und wunderschönen Parkanlagen streifen oder sich mit der Kutsche durch sie fahren lassen. Aber am faszinierendsten ist wohl das Schloss innen. Besonders der ehemalige Wohnbereichs Napoleons ist sehenswert.
In einem der Säle kann man sich auch in das alte französische Ballspiel „Jeu de Paume“ einführen lassen und dann ein Match in einmaliger Kulisse erleben.
Fontainebleau ist definitiv einen Ausflug wert.