Letzten Freitag (11.4.08) hat in Washington, USA, in direkter Nähe zum Kapitol und zum Weißen Haus das Newseum, ein Museum rund um das Thema Nachrichten und Journalismus aufgemacht.
Direkt in der riesigen Eingangshalle des spektakulären Baus empfängt einen ein Nachrichtenhubschrauber und in großen Lettern ist der erste Zusatz der amerikanischen Verfassung zu Presse- und Meinungsfreiheit abgedruckt.
Über sechs Stockwerke verteilt, reihen sich Schlagzeilen und berühmte Fotos aneinander und suggerieren dem werten Besucher ständig, was für ein heldenhafter Beruf der Journalismus sei und besonders die US-Journalisten. Ob sie nun mutig aus Krisen- oder Kriegsgebieten im Bombenhagel stehen und berichten oder daran teil haben die Berliner Mauer zu Fall zu bringen, der Journalist ist immer ein mutiger, ehrlicher Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit.
Ausrutscher und Pannen werden nur wenig thematisiert und sind in eine kleine abgelegene Ecke des Museums verbannt worden. Stattdessen kann man interaktiv über ethische Urteile abstimmen, ein Anchorman in seiner eigenen Nachrichtensendung sein oder sich im 3D-Kino bomben um die Ohren fliegen lassen.
Neue Formen, wie der Online- oder Handy-Journalismus oder Portale wie myspace oder youtube werden in dieser übersteigerten Hommage an einen glorreichen Journalismus aus früheren Tagen überhaupt nicht bedacht.
Und natürlich bleibt auch der 11. September nicht unerwähnt.
Die Betreiber wollen hier ein Mahnmal für die Presse- und Meinungsfreiheit schaffen und lassen vollkommen heutzutage gängige Medienzensur außer Acht, angefangen über die einseitige Berichterstattung aus dem Irak, bis hin zum regierungstreuen und pseudopatriotischen Schönreden und Nichthinterfragen der aktuellen Politik.
Dass das Newseum direkt am Regierungviertel liegt verdeutlicht diese Vorgehensweisen nur noch mehr und ist fast schon blanker Hohn. Ablenken von der Wahrheit kann ja so schön sein…
Ich möchte es aber auch nicht komplett schlecht reden. Hiermit wollte ich nur zu bedenken geben, dass auch Touristenattraktionen durchaus einen politischen Hintergrund haben können. Die genannten Punkte sollte man einfach im Kopf behalten.
Neben 14 Galerien, Originalexponaten, wie ein Stück der Berliner Mauer, 15 Auditorien, gibt es auch noch zwei Fernsehstudios, aus denen zukünftig gesendet werden soll.
Und auch die vielen alten Schlagzeilen und Titelseiten, in denen man stöbern kann, sind durchaus interessant.
Sehenswert ist das Newseum allemal. Man bekommt familiengerecht das Wesen und das Idealbild des Journalismus gezeigt. Zudem verdeutlicht es auf zeitgemäße und unterhaltsame Weise den Einfluss und den Stellenwert der Medien durch die Geschichte hindurch.
Am besten nach Möglichkeit angucken und sich seine eigene Meinung bilden!