Ohne Kurt Tucholsky würden viele Deutsche wahrscheinlich nie auf die Idee kommen in den kleinen Ort Mariefred in Schweden zu fahren. Zum Glück, denn sonst würde vielen Leuten wirklich etwas entgehen.
Im Jahr 1929 ging Kurt Tucholsky in das Exil nach Schweden und verliebte sich anscheinend sofort in den kleinen Ort und vor allem in sein Schloss Gripsholm. 1931 veröffentlichte er dann seinen weltbekannten Roman „Schloss Gripsholm“.
Kommt man hierher kann man auch Tucholskys Verzückung über dieses wunderschöne Fleckchen Erde verstehen, denn in Mariefred und dem Schloss scheint die Zeit entwas anders zu laufen. Alles geht gemächlich in einer wunderschönen Naturkulisse seinen Gang.
Schon in den 1370er Jahren wurde auf diesem Grund eine Burg errichtet, die dann eine Zeitlang auch der schwedischen Krone gehörte. Einen Teil dieser alten Mauern kann man heute noch auf dem Gelände finden. Im Jahr 1537 ließ dann Gustav Vasa I. die Burg komplett einreißen und baute das Schloss Gripsholm. Der Name setzt sich aus dem alten Adelstitel der Grip, die im 14. Jahrhundert die Burg bewohnten, und dem schwedischen Wort „holme“ für Insel zusammen, denn das Schloss liegt malerisch auf einer kleinen grünen Insel.
Man kann natürlich inzwischen bequem mit dem Auto hierher fahren. Von Stockholm braucht man ungefähr 40 Minuten. Man kann auch eines der Schnellboote nehmen. Den besten Ausblick über die atemberaubende Landschaft Schwedens hat man allerdings von einem der historischen Dampfschiffe aus. Gemächlich bewegt man sich, vorbei an unzähligen Bäumen direkt am Wasser, etlichen malerischen Buchten und kleinen Dörfern mit alten Kirchen, auf den Steg des Ortes Mariefred zu.
Von hier ist es nicht weit bis zum ältesten Gasthaus Schwedens, dem „Gripsholm Värdshüs, in das seit über 400 Jahren Leute einkehren. Hier kann man auch übernachten, wenn man möchte.
Schloss Gripsholm selbst liegt dann mitten in einer schönen, grünen Parkanlage. Auch, wenn Tucholskys gleichnamige Buch biographische Elemente enthält, hat er hier nie gewohnt. Denn schon seit längerer Zeit ist das Schloss ein staatliches Museum. Hier findet man die „Staatliche Porträtsammlung Schwedens„, die über 4.000 unterschiedliche Gemälde von historischen, aber auch von aktuellen, schwedischen Persönlichkeiten beherbergt.
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Nett ist auch das kleine Theater im Schloss anzusehen, dass im Jahr 1772 König Gustav III. für sich und seinen Hofstaat einbauen ließ. Schon lange wird hier nicht mehr gespielt, aber man kann immer noch bei der damaligen Beleuchtung durch Kerzenschein das letzte Bühnenbild aufgebaut bewundern.
Einmal im Jahr, am letzten Juliwochenende, finden hier mittelalterliche Spiele mit Gauklern, einem Turnier und mittelalterlicher Musik statt.
Und, wer auf den Spuren Tucholskys reist, darf sich natürlich auch nicht sein Grab entgehen lassen. Auf Wunsch einer bekannten wurden er im Sommer 1936 unter einer Eiche bei Mariefred begraben.
Ein Ausflug nach Schloss Gripsholm lohnt sich also beim nächsten Schwedenbesuch allemal, besonders, wenn das Wetter schön ist.