Er ist der wohl berühmteste Dramatiker der Welt, William Shakespeare. Seine Stücke werden überall gespielt, in immer wieder neuen Versionen und Facetten. Aber an keinem zweiten Ort wird man die Stücke des Dichters so originalgetreu erleben können wie im Londoner Globe Theatre.
Hier gehörte Shakespeare wohl einst zum Ensemble und war auch der Hausdichter. Seine damalige Schauspieltruppe, „The Lord Camberlain’s Men“ (später „The King’s Men“) musste ihren ursprünglichen Spielort im Jahr 1597 verlassen, da der Pachtvertrag auslief und so erbauten sie das Globe Theatre im Londoner Stadtteil Bankside, was damals das Vergnügungszentrum war und wo auch viele andere Theater ihr Zuhause hatten. Im Jahr 1599 konnten sie es feierlich eröffnen.
Gespielt wurden hier vor allem die Stücke Shakespeare’s, aber auch andere englische Dichter. Die Aufführungen lebten vom Pomp und dem Einsatz möglichst echter Requisiten, wie Kanonen etc. Nur die Kulissen fielen nach elisabethanischer Manier eher minimalistisch aus.
Wie das Globe damals genau aussah, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Man nimmt aber an, dass es ein runder oder achteckiger Fachwerkbau war mit einem Durchmesser von gut 30 m, über drei Stockwerke verfügte und ein Freilichttheater war. 3.000 Menschen fanden hier Platz.
Die Zuschauer konnten Karten in mehreren Preisklassen und Qualitäten der Plätze erwerben. Die billigsten Karten kosteten einen Penny. Wer eine solche Karte kaufte, musste im Innenhof direkt an der Bühne unter freiem Himmel stehen, so dass sie direkt dem launischen Londoner Wetter ausgesetzt waren. Die übrigen Leute konnten sich auf die Sitzplätze der überdachten Galerien der einzelnen Stockwerke verteilen. Je höher man saß um so besser und natürlich um so teurer.
Am begehrtesten waren aber die Plätze neben oder hinter der Bühne. In diesen Logen saßen normalerweise nur hohe Herrschaften oder Ehrengäste. Hier waren sie dem Geschehen am nächsten und konnten vor allem von den anderen gesehen werden.
Die Bühne selbst war für die damalige Zeit relativ modern ausgestattet. Sie war rechteckig, überdacht und ragte in den Zuschauerraum hinein. Die Schauspieler nutzten das Dach auch gerne um es in ihr Stück miteinzubeziehen oder Teile der Handlung dort oben stattfinden zu lassen. Von dort konnten die Akteure auch an Seilen auf die Bühne „fliegen“. Unter der Bühne gab es einen Keller, von dem durch Falltüren blitzschnell neue Kulissen nach oben transportiert werden oder Schauspieler einen plötzlichen Auf- oder Abgang machen konnten.
Aber genau diese Kulissen wurden dem Theater 1613 zum Verhängnis: Eine abgefeuerte Kanone setzte das Strohdach in Brand und das Theater ging in Flammen auf. Das Globe Theatre wurde aber schon bald wieder aufgebaut. Doch im Jahr 1642 wurde es von der puritanischen Regierung geschlossen, die alle Vergnügungsstätten verbieten ließ. Zwei Jahre später wurde das Globe dem Erdboden gleich gemacht.
Mietshäuser wurden darüber errichtet und die Menschen vor Ort vergaßen das Theater. 1949 kam der amerikanische Schauspieler Sam Wanamaker nach London um das Globe zu sehen, doch er musste feststelle, dass es abgerissen wurde und niemand mehr wusste, wo es überhaupt war. Er widmete daraufhin sein Leben dem Suchen und dem Wiederaufbau des großen Globe. 1989 wurden bei Bauarbeiten aus Zufall die Fundamente gefunden und man begann es so originalgetreu wieder aufzubauen wie möglich (60 m vom eigentlichen Standort entfernt, weil man ja nicht einfach die Mietshäuser, die inzwischen auch historisch sind, abreißen konnte).
1997 wurde es dann feierlich eröffnet. Sam Wanamaker konnte die Eröffnung tragischerweise nicht mehr miterleben, da er 1993 an Krebs gestorben war.
Heute werden hier nun wieder die Stücke Shakespeare’s gespielt. Die besondere Atmosphäre des legendären Globe Theatre werden Theater- und Shakespeare-Freunde nicht so schnell vergessen. Fast schon magisch…