Kommt man in die italienische Region Apulien werden einem sicherlich an vielen Stellen kleine, runde Häuser auffallen, die auf den ersten Blick eher putzig wirken. Es sind die sogenannten Trulli. Und eine Stadt besteht fast nur aus Trulli: Alberobelllo.
Bis in die 1930er Jahre interessierte sich niemand für die kleinen, merkwürdigen Häuschen. Sie galten als Wohnsitz der armen Landbevölkerung und wurden eher mit einem verächtlichen Lachen abgetan. Heute kommen Tausende von Touristen um Alberobello und seine Umgebung zu sehen und die Stadt gehört sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Dies kommt nicht von ungefähr, denn hinter den niedlichen Trulli mit ihrem ganz eigenen Charme verbirgt sich eine ausgeklügelte architektonische Konstruktion: beim Bau wird nämlich keinerlei Mörtel verwendet. Die Bauweise ist die der Hirten der Region und wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Hierbei werden hohe Gewölbe aus Kalksteinplatten aufgeschichtet, die dann einfach von außen in dem charakteristischen Weiß gestrichen werden. Die typischen Kegeldächer werden zum Schutz gegen Regen auf der Außenseite mit Bruchsteinplatten belegt, die wie Schuppen angeordnet sind.
Seit wann es die Trulli in Italien gibt, kann man nicht eindeutig sagen. Sicher ist nur, dass im 17. Jahrhundert unter der Herrscherfamilie der Acquaviva ein Graf von Converasno auf eine gewitzte Idee kam dem König keine Steuern zahlen zu müssen. Damals kostete das Gründen einer neuen Siedlung auf dem eigenen Land nämlich Geld, viel Geld. Doch um das heutige Alberobello herum siedelten sich immer mehr Leute an.
Nun befahl der Graf den Menschen nur noch Trulli zu bauen, da diese leicht wieder zu demontieren und dann schnell wieder aufzubauen waren. Kam nun ein Kontrolleur des Königs, so wurden schnell die Dächer von den Häusern genommen und behauptet, dass diese Ruinen ohne Dach ja kein Dorf sein könnten. Der Trick funktionierte und die Trulli wurden weitergebaut. Wurde die Familie größer, so wurde einfach eine Wand durchbrochen und ein weiteres Trullo angebaut. So bilden viele kleine Trulli ein ganzes Haus.
Ende des 18. Jahrhunderts gewährte der König endlich Baufreiheit und Alberobello wurde offiziell gegründet. Heute verlassen viele Leute die kleinen Trulli, so dass in manchen Stadtteilen die ehemaligen Wohnhäuser fast nur noch als Läden, Restaurants oder Ferienhäuser genutzt werden.
Wer in der Nähe ist, sollte sich Alberobello einmal ansehen oder vielleicht sogar in einem der Trulli übernachten…