Wohl jeder kennt den legendären Film „Citizen Kane“ von und mit Orson Welles. Und fast jeder wird sich auch an das legendäre Schloss Xanadu des Pressemagnaten Charles Foster Kane erinnern. Dieses Schloss gibt es wirklich, denn der Film basiert auf dem Leben des Verleger-Moguls William Randolph Hearst.
1919 beschloss Hearst, der Vater der Boulevard-Presse, für seine Freundin, den Filmstar Marion Davies, „einen einfachen Bungalow“ zu bauen. Aus dem ach so bescheidenen Plan wurde ein Anwesen, wovon manche wohl nicht einmal zu träumen wagen. Das Grundstück hatte Hearst, wie auch den Beginn seines Medienimperiums, von seinem Vater geschenkt bekommen.
Auf einem Hügel nahe San Simeon, genau in der Mitte zwischen Los Angeles und San Francisco, ließ Hearst mit Hilfe der Architektin Julia Morgan ein Schloss errichten. Dieses besteht aus fünf Gebäuden: dem Haupthaus (La Casa Grande), drei Gästehäusern und einer großen Kathedrale im maurischen Stil. Allein das Haupthaus hat 115 Zimmer, davon 38 Schlafzimmer und 31 Badezimmer!
Die Kathedrale hat zwei 40 Meter hohe Türme und lehnt sich an die spanische Architektur in Sevilla an. Der Garten hat eine Fläche von 127 Hektar und es gibt zwei großzügige Pools: das sogenannte Neptunbad außen, das von einer antiken Tempelfassade umgeben ist, und das Römische Bad innen, das mit blauen und goldenen Murano-Fliesen verkleidet ist. Außerdem gab es auf dem Anwesen noch einen Zoo mit exotischen Tieren, wie Zebras oder Affen. Noch heute grasen die Zebras in der Gartenanlage…
In Hearst Castle häufte sein Besitzer unzählige Kunstschätze aus Europa an, wahllos gemischt aus allen möglichen Epochen und Ländern. Ja, sogar ganze Prunksäle wurden entfernt und in die USA verschifft. Ebenso hat sich Hearst beim Bau an europäischen Stilen inspirieren lassen und einfach alles vermischt, was ihm gefiel. So trifft hier Schloss Neuschwanstein auf barocke Kirchenarchitektur und römische Tempel.
In den 1920er Jahren residierte hier alles, was in den USA Rang und Namen hatte, von Charlie Chaplin über Cary Grant oder Clark Gable bis hin zu Winston Churchill oder Charles Lindbergh.
Für uns Europäer mag das alles wie heidenloser Kitsch wirken, doch für viele Amerikaner, die meist noch nie ein Schloss oder einen Tempel gesehen haben, ist es einfach atemberaubend. Nicht umsonst ist Hearst Castle nach Disney Land die meist besuchte Attraktion Kaliforniens…
Fast zwei Millionen Menschen kommen jährlich hierher um den Prunk und den Größenwahn von Hearst zu bestaunen, so dass sich stets lange Warteschlangen bilden. Wer diese umgehen möchte, sollte sich die Eintrittskarten schon vorher in einem der umliegenden Hotels besorgen.
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