Krausnick – Grauer Himmel, kurze Tage, Sofazeit: Im Winter gehen viele nicht gerne vor die Tür. Doch einige spaßorientierte Unternehmer haben wetterfeste Freizeitwelten erschaffen, mit einigen Superlativen. Unterhaltung ist oberstes Gebot.
Das gilt für die zehn Kilometer lange Modelleisenbahn genauso wie für den fauchenden Tyrannosaurus Rex in Originalgröße. Mit Attraktionen wie diesen entkommen Kurzurlauber dem tristen Winteralltag:
Indoor-Tauchen: Versunkene Städte oder Schiffswracks warten in Tauchhallen darauf, entdeckt zu werden. Statt mit schnöden Schwimmbadfliesen sind die Becken mit Säulen, Röhren oder Kunstfischen dekoriert. In Rheinbach bei Bonn geht es dafür 10 Meter, in
Siegburg bei Köln sogar 20 Meter nach unten. Unterwasser-Schatzsucher können so bei gleichbleibenden Bedingungen das sichere Abtauchen lernen. Und der zähnefletschende Hai ist auch nur aus Plastik.
Tropical Islands: Flamingos, Palmen, Sandstrand, Lagune – die Miniatur-Südsee findet sich gut 50 Kilometer südlich von Berlin. «Europas größte tropische Urlaubswelt», wie es auf der
Webseite heißt, verdankt ihre Existenz einer Pleite: Ursprünglich als Hangar für Luftschiffe gebaut, wurde die 107 Meter hohe Halle im Jahr 2004 zur Tropenwelt umgebaut. Neben Bade- und Saunalandschaft finden Besucher hier den größten Indoor-Regenwald der Welt samt Fauna: Die Gewächshausschabe sorgt zum Beispiel dafür, dass der Boden locker bleibt und Farne und andere Pflanzen gedeihen können.
Flugsimulatoren: Wegfliegen? Muss nicht sein. Man kann auch einen Airbus selbst steuern. Das geht, ohne in die Lüfte zu steigen. Nicht erst seit strenge Sicherheitsvorkehrungen den Besuch im Cockpit unmöglich machen, finden Flugbegeisterte in Simulatoren in ganz Deutschland eine Alternative. Zum Beispiel bei der Firma
Proflight, wo auch die Lufthansa ihre Piloten ausbilden lässt: «Hier ist alles eins zu eins wie im echten Flugzeug», betont Sprecher Jens Katenkamp. Unter Anleitung eines Piloten darf man in München, Berlin und Frankfurt/Main Start und Landung üben – erst bei Sonnenschein und ohne Gegenverkehr. Fortgeschrittene dürfen auch im Nebel ran, Schleifen fliegen oder ihren Zielflughafen ändern.
Alpincenter Hamburg-Wittenburg: Drei Pisten gibt es, Freestylepark, Reifenrutschbahn und Eisstockschießen. Bei vergleichsweise milden minus ein Grad werden die Alpen etwa 80 Kilometer östlich von Hamburg ganzjährig in den hohen Norden verlegt. Statt Aussicht auf schneebedeckte Bergkuppen hat man zwar Stahlträger vor der Nase. Dafür haben Anfänger, Freizeitfahrer und Ambitionierte eine Schneegarantie. Wer will, kann sogar im Rennbetrieb fahren. Die
Betreiber haben ehrgeizige Ziele: Unter dem Motto «Skikönig(in)» trainieren in der Anlage junge Rennfahrer drei Jahre lang so, dass sie am Ende mit Weltcup-Fahrern mithalten sollen.
Escape Rooms: Es wird knifflig. Rätsel lösen, Teamgeist beweisen, Nerven behalten, darauf kommt es im Escape Room an. «Es geht darum, in einer festgelegten Zeit aus einem Raum zu fliehen», erklärt Game-Design-Forscher Markus Wiemker von der Media Akademie Hochschule Stuttgart. Vorlage sind Computerspiele, in denen Rätsel gelöst und Aufgaben erfüllt werden müssen. In der Realversion sind Effekte wie Vibration oder 3D-Sounddesign teilweise inklusive. Mehrere Hundert
Anbieter gibt es in Deutschland bereits. «Escape Rooms bieten eine reale und haptische Erfahrung, die in anderen Spielkontexten so nicht möglich ist», sagt Wiemer.
Miniatur Wunderland Hamburg: Die Welt schrumpft auf Modelleisenbahngröße zusammen. Zehn Kilometer Gleise ziehen sich über die Ausstellungsfläche, neun Themenwelten gibt es – erst kürzlich kam Italien hinzu. Natürlich sind jede Menge Züge unterwegs, aber auch Autos, Schiffe und Flugzeuge. In der Schweiz gibt DJ Bobo vor der Kulisse der bis zu sechs Meter hohen Gipfel ein Konzert, in Skandinavien bestimmen Ebbe und Flut den Rhythmus des Schiffverkehrs. Irgendwie knuffig, oder? In der Tat: Die Modellstadt Knuffingen ist eines der ältesten Teilstücke des
Wunderlands.
Gondwana – Das Praehistorium: Wer die Gegenwart ganz vergessen möchte, kann bei Saarbrücken eine Zeitreise in frühere Erdzeitalter machen – inklusive Urzeitpersonal. Denn vom prähistorischen Hai Megalodon bis hin zu T-Rex erwarten Besucher hier Lebewesen aus Kreide oder Jura, und das in Originalgröße. «Wir sehen uns als
Erlebnismuseum», erklärt Mitarbeiterin Silvia Faletto. Neben fauchenden Sauriermodellen, die durch neblige Wälder schleichen, gibt es Infos über Erdgeschichte und Evolution. «Das ist, als ob man in eine Zeitmaschine gesetzt wird», sagt Faletto.
Fotocredits: Tobias Friedrich,Tropical Island Holding GmbH,Gondwana Praehistorium,Frank Zarges,Fredrik von Erichsen,Gondwana Praehistorium
(dpa/tmn)