Seit Jahrtausenden sind die Menschen von der Baukunst des Alten Ägypten fasziniert. Die mythische Denkmäler aus längst vergangenen Zeiten scheinen immer noch eine große Anziehungskraft zu besitzen. Eines der bekanntesten und auch meist besuchtesten Sehenswürdigkeiten, neben den Pyramiden, sind sicherlich die beiden Tempel von Abu Simbel.
Tief in die Felsen am westlichen Nilufer ließ Pharao Ramses II. vor über 3.000 Jahren ein Denkmal für sich und seine Frau Nefertari bauen. Gleichzeitig waren sie auch an den südlichen Grenzen des Pharaonenreiches ein Zeichen der Macht in Richtung des tributpflichtigen Nubien. Dieses Symbol der Stärke und Überlegenheit hat bis in die heutige Zeit überdauert. Bis wir ach so modernen Menschen auf die Idee kamen den Assuan-Staudamm zu bauen. Da das gesamte Gebiet von Unternubien samt Abu Simbel überflutet werden sollte, wurde der Tempel so mir nichts dir nicht verlegt.
Um die Tempel zu erhalten wurden sie in der Zeit von 1963 bis 1968 aus dem Stein geschnitten und in 1036 große Blöcke zerlegt. Rund 180 m landeinwärts und 64 m über dem alten Tempelareal wurden sie wieder zusammengesetzt. So dass sie heute eigentlich gar keine Höhlenbaukunst mehr sind, sondern frei in der Landschaft stehen. Naja, wenisgtens hat man sie nicht überflutet…
Der größere Tempel von beiden ist selbstverständlich Pharao Ramses II. und den Reichsgöttern geweiht. Allein die Tempelfassade ragt 35 m in die Höhe. Vor dem Tor stehen vier riesige Statuen, die ganze 22 m hoch sind. Diese stellen Ramses in seinen göttlichen und weltlichen Formen dar. Die Aufschriften der nördlichen Statuen lauten „Ramses, der Geliebte des Amun“ und „Ramses, der Geliebte des Atum“ und der beiden südlichen „Ramses, Sonne der Herrscher“ und „Ramses, Herrscher der beiden Länder. Frontal in der Mitte der Tempelfassade tritt der Sonnengott Re heraus. Die kleineren Statuen zwischen den Kolossalstatuen stellen engere Familienmitglieder von Ramses II. dar.
Am oberen Ende der Fassade kann man ein Fries aus Pavianen sehen, das die heiligen Sonnenaffen darstellt. Das erste Licht der aufgehenden Sonne berührt als erstes die Affen bevor der Rest des Tempels erhellt wird.
60 m tief führt die Tempelanlage in den Fels, vorbei an etliche Kammern und kleineren Sälen, an weiteren Statuen und wunderschönen Wandgemälden. Am Ende gelangt man in das Allerheiligste. Hier findet jedes Jahr um die Tage des 21. Oktober und 21. Februar herum das Sonnenwunder von Abu Simbel statt. Zu einer bestimmten Zeit dringt das Sonnenlicht durch den Eingang des Tempels ein und beleuchtet die vier großen Statuen, die im hintersten und heiligsten Raum stehen. Ein unbeschreibliches Schauspiel!
Der zweite, kleinere Tempel ist der Gemahlin von Ramses II., Nefertari, gewidmet. Das ist ein großes Zeichen der Ehrerbietung, denn normalerweise werden die Königinnen nur klein neben dem Pharao dargestellt, geschweige denn, dass sie einen eigenen Tempel bekommen. Dieser Tepmel führt rund 21 m tief in den Fels und ebenfalls wunderschön. Nefertari wird hier als Inkarnation der Göttin Hathor und unter dem Schutz der Göttinnen der Liebe und Fruchtbarkeit dargestellt. Auch diese Tempelfront wird von Statuen bewacht. Sie stellen zweimal Nefertari, einmal Ramses und die Göttin Hathor dar. Das bedeutendste ist aber, dass alle Statuen gleich groß sind (10 m), d.h. Nefertari ist auf gleicher Höhe mit Ramses dargestellt.
Ob nun verlegt oder nicht. Jeder wird von den Tempeln in Abu Simbel begeistert sein…