Nadelöhr am Ostfriesenspieß bremst Urlauber aus

Emden – Der «Ostfriesenspieß» ist im Ruhrgebiet weniger als kulinarische Spezialität bekannt. Vielmehr gilt die Autobahn A 31 von Bottrop bis Emden als schneller und staufreier Weg vom Ruhrpott zur niedersächsischen Nordseeküste.

Der Verkehr auf der sonst mäßig befahrenen Route verdichtet sich merklich erst zur Ferienzeit in Nordrhein-Westfalen. In diesem Jahr aber sind an zwei markanten Abschnitten deutliche Behinderungen durch Bauarbeiten zu erwarten. Der «Ostfriesenspieß» könnte dort zum richtigen Nadelöhr werden, befürchten Touristiker.

Pünktlich zum Start der Sommerferien im bevölkerungsreichsten Bundesland sind Sanierungsarbeiten zwischen dem Autobahndreieck Bunde und der Abfahrt Weener geplant. Der ein Kilometer lange Abschnitt ist in beiden Richtungen nur einspurig befahrbar. «Die große NRW-Reisewelle steht dann in der frisch eingerichteten Baustelle im Stau», ahnt Stefan Fröhlich. Eine Verzögerung um ein paar Tage wäre sinnvoll gewesen, meint der Tourismusfachmann bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Ostfriesland und Papenburg: «Dann wäre wenigstens die Fahrt in den Urlaub für Gäste aus unserem Hauptquellgebiet entspannter.»

Geradezu vernichtend fällt in der Region die Kritik für eine weitere
Baustelle an der A 31 zwischen Leer und Emden aus: Seit einem Jahr wird der zehn Kilometer lange Abschnitt zwischen Neermoor und Riepe saniert, ausgebaut und verbreitert. Dort ist nur Tempo 60 statt bisher Tempo 100 erlaubt. Geplante Fertigstellung ist erst im Mai 2020. Für Unmut sorgte zu Jahresbeginn eine längere Pause auf der Dauerbaustelle: Monatelang regte sich dort fast nichts.

«Diese Dauerbaustelle schadet der Volkswirtschaft», kritisierte denn auch die IHK. Die A 31 habe zwar nicht das hohe Verkehrsaufkommen wie Autobahnen in Ballungsgebieten. Sie sei aber für den gesamten ostfriesischen Raum wichtig, besonders für den Hafen und das VW-Werk in Emden, für die ostfriesischen Badeorte an der Nordseeküste und die Inseln. Daneben gilt die Verbindung nahe der niederländischen Grenze auch für den Nord-Süd-Verkehr in den Niederlanden als bedeutsam.

Für die massive Kritik hat Joachim Delfs von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Oldenburg nur begrenztes Verständnis. So hätten die ursprünglichen Ausbaupläne für Brücken an der A 31 durch neue Vorschriften des Bundesverkehrsministerium nachträglich ergänzt werden müssen: «Statt einer Verbreiterung müssen jetzt einige Brücken abgerissen und neu gebaut worden – das erforderte komplexe neue Berechnungen.»

Andere Zeitfenster für Bauarbeiten als ausgerechnet in der Ferienzeit sind für Delfs nicht in Sicht: «Irgend jemanden stören wir immer, es ist fast egal, wann wir es machen. In der Brutzeit gibt es Auflagen für den Naturschutz, und für bestimmte Arbeiten darf es nicht zu nass oder zu kalt sein.»

Keine Ferien haben auch für weitere Autobahnbaustellen im Nordwesten, etwa beim
Nadelöhr Wesertunnel, rund um Oldenburg und Bremen. Und auch an den niedersächsischen Hauptverkehrsadern wie A1, A2 und A7 sind Bauarbeiter an vielen Stellen im Einsatz, sogar etwas mehr als im Vorjahr. Ursache der leichten Steigerung sind höhere Investitionen des Bundes, heißt es bei der Landesbehörde. «Viele Autobahnen haben ihr Alter erreicht und müssen eben erneuert werden,» sagt eine Sprecherin, «es bleibt immer die schwierige Abwägung zwischen Sanierung und Verkehrsbehinderung.»

Fotocredits: Ingo Wagner
(dpa)

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