Düsseldorf – Wer individuell eine Rundreise plant, dem steht eine besondere Zeit bevor. Eine Zeit, in der man neue Dinge auf sich wirken lässt, sich der Horizont weitet, sich das Ich anders anfühlt als daheim.
Damit man den Kopf unterwegs frei hat und mehrere Wochen ohne einen Veranstalter im Rücken reibungslos ablaufen, sollten sich Individualreisende allerdings vorher über eine Sache klar werden – zumindest ein bisschen: «Wer bin ich?» Das klingt jetzt vielleicht etwas philosophisch – aber individuelle Reisen sind so einzigartig wie die Menschen, die ins Flugzeug, in den Zug oder ihren umgebauten VW-Bus steigen.
Wirklich gut auf seine Tour vorbereiten kann man sich in Sachen Gesundheit, «wobei es erst einmal kein Land oder keine Gegend auf der Welt gibt, von der ich generell abraten müsste», sagt Prof. Tomas Jelinek. Allerdings schränkt der Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf sofort ein, «dass es viele individuelle Gründe gibt, um einige Gegenden nicht aufzusuchen». Schwangere sollten zum Beispiel Länder meiden, in denen das Zika-Virus grassiert.
Beruhigend: Die Faustformel von einst, dass ärmere Länder auch eine schlechtere medizinische Versorgung böten, stimmt nicht mehr. «Besonders in strukturell schwächeren, asiatischen Ländern gibt es seit Jahren einen Boom von Privatkliniken», weiß Jelinek. Doch bei aller Vorsorge: «Machen Sie sich nicht zu verrückt», rät Jelinek. Die meisten Menschen seien gesund, und gerade jüngere sollten nur eines wirklich abklären: Was für Impfungen brauche ich? «Dafür einfach fünf bis sechs Wochen vor Abflug zu einem Reisemediziner gehen und beraten lassen. Fertig», so der Professor.
Bei der Wahl der Ziele und der anschließenden Detailplanung müssen sich Individualisten im Prinzip die gleichen Gedanken machen, wie ein Reiseveranstalter. Ein Spezialist für die Planung von Rundreisen ist Tom Rostek, Produktleiter Rundreisen à la carte bei Dertour. Sein Tipp: «Wenn möglich, Hochsaisontermine vermeiden. Die Preise außerhalb der Ferien sind oft sehr attraktiv.» Und überall auf der Welt funktioniert die touristische Infrastruktur besser, wenn Hotels, Pensionen und Flughäfen nicht aus allen Nähten platzen. Aus Sicht des Profis eignen sich Südafrika und China besonders gut für Rundreisen.
Ein Irrglaube ist, dass eine Rundreise ohne Veranstalter immer günstiger wäre. Den einen oder anderen Flug wird man als Einzelner immer irgendwo günstig bekommen. Doch auf die Strecke einer ganzen Rundreise mit zig Transfers, mehreren Hotels und Eintrittsgeldern gerechnet, sind die Einkaufspreise eines Konzerns kaum zu schlagen.
Ums Geld darf es also nicht gehen, wenn man individuell unterwegs sein möchte. Wer ohne Veranstalter unterwegs ist, gönnt sich vielmehr den Luxus der Spontaneität. Eine Freiheit, vor der viele mittlerweile ja schon Angst haben, so ungewohnt ist sie in unserer durchgetakteten Gesellschaft geworden. Doch es geht: Mit niemand abends an der Bar stehen müssen, auf den man keine Lust hat. Keine Pause, wenn man selbst weiter will. Kein Weiter, wenn man selbst eine Pause will. Kein vorher bis ins Kleinste festgezurrtes Programm. Stattdessen: übernachten, wo es einem gefällt. Unbezahlbar!
Doch wie alles im Leben hat auch die Freiheit eine Kehrseite der Medaille: Tritt eine Notlage ein, etwa politische Unruhen, ein Attentat oder eine Naturkatastrophe, dann ist kein Veranstalter da, der einen automatisch auf einer Teilnehmerliste hat und nach Hause holt. Individualisten hilft im Ernstfall die nächste Botschaft. Damit es möglichst gar nicht zu einer Notsituation kommt, rät das Auswärtige Amt (AA) allen Reisenden, sich im Zuge ihrer Planungen mit den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen auf der Website des Ministeriums auseinanderzusetzen. Denn auch wenn für ein Land keine Reisewarnung ausgesprochen ist, «kann trotzdem von einzelnen Regionen dringend abgeraten werden», so AA-Sprecher Heinrich Hubbe. Letztlich seien die länderspezifischen Hinweise des AA «die Basis für eine eigenverantwortliche Entscheidung», so Hubbe – also dafür, ob man eine Reise macht oder nicht.
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(dpa/tmn)