Vegane Weihnachtsmärkte mit Puff-Puff und Bambuszahnbürsten

München – Ein Kunde ist neugierig geworden, aber er muss nachfragen: «Die Bohnen da, was ist das?» Manchmal gibt es bei Speisen wie Bohnen mit Gemüse oder Puff-Puff-Champignons noch Erklärbedarf im vegetarisch-veganen «Esszimmer» auf Münchens etwas anderem Weihnachtsmarkt Winter-Tollwood.

Die Alternativen zu Bratwurst und Gans gibt es dort schon zum dritten Mal für Veganer, Vegetarier und interessierte Fleischesser. Einige Weihnachtsmärkte in Deutschland sind inzwischen sogar komplett vegan, sie kommen also ohne tierische Produkte aus.

«Das ist auf jeden Fall ein Trend und wird jedes Jahr mehr», sagt Wiebke Unger, Sprecherin von
ProVeg, dem früheren Vegetarierbund Deutschland. So gebe es dieses Jahr bundesweit 15 vegane Märkte, im Jahr zuvor seien es erst zehn gewesen.

Die Nachfrage sei groß, und das Angebot auf den Märkten sei eine Möglichkeit, auf tierfreie Speisen aufmerksam zu machen «und in geselliger Runde neue Sachen auszuprobieren». «Schausteller reagieren ja immer sehr früh auf Trends», sagt auch Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. So sei es auch mit den Bereichen Vegan und Bio. Zumindest ein veganer oder vegetarischer Stand sei inzwischen auf den meisten Weihnachtsmärkten vertreten. Meist werden Ritter zufolge vegane Speisen angeboten, aber auch Kleidung sei vermehrt zu finden.

Wie in Unterfranken: Dort lockt der Alternative Weihnachtsmarkt in Würzburg mit veganen, fair gehandelten und nachhaltigen Produkten. Den Organisatoren vom Verein Veganes Würzburg geht es dabei allerdings am wenigsten um das vegane Essen. Denn: «Vegan sein ist eine Lebenseinstellung. Das hat was mit Respekt, Toleranz und Mitgefühl zu tun. Das Wichtigste ist, dass es allen gut geht. Und das versuchen wir auch auf unserem Weihnachtsmarkt zu transportieren», sagte Vereinsvorstand Oliver Volkmuth.

Von Kondomen aus Naturkautschuklatex über Taschen und Geldbörsen aus aussortierten Jeans bis hin zu Bambuszahnbürsten und Tofupressen aus Edelmetall – mehr als 30 Stände soll es am zweiten Advent im Burkardshaus in der Würzburger Innenstadt geben. Der Verein will aber niemanden mit Macht auf seine Seite ziehen, betont Volkmuth: «Wir sind keine Missionare. Wir wollen nicht mit Brechstange arbeiten. Wir wollen Lösungen aufzeigen und zum Denken anstoßen.»

Geschmacksnachteile beim Essen sieht ProVeg-Sprecherin Unger im Vergleich zu den herkömmlichen Marktspezialitäten nicht. Der Glühwein an den Ständen des Kölner Weihnachtsmarktes zum Beispiel sei grundsätzlich vegan, und «der schmeckt weiter gut». Zu den Angeboten zählten außerdem etwa vegane Lebkuchen und Tofubratwürste. Und im «Grünen Café» im in München werden vegane Rüblimuffins angeboten, mit Karotten, Mandeln, Vanilleschoten und Dinkelmehl.

In der «African Cuisine» geht es mit Kokosmilch, Mango-Curry, Kochbananen, Teigtaschen mit Voodoo-Sauce und Anousi, einem Senf-Zwiebel-Zitronensaft-Gemisch, exotischer zu. Insgesamt hätten sich die vegan-vegetarischen Angebote gut etabliert, sagt Tollwood-Sprecherin Christiane Stenzel.

Spätzlemeister Jürgen Braren ist das erste Mal dabei. Rein vegan ist das Angebot des Münchners, der seit 40 Jahren als Koch arbeitet, aber nur beim Tollwood. In der Münchner Innenstadt verkauft er Bio-Bratwürste auf dem Christkindlmarkt. Viele Kunden hätten dort allerdings nach vegetarischen Würsten gefragt. Er meint: «Das Wichtigste ist: Es muss schmecken.»

Fotocredits: Amelie Geiger
(dpa)

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