Langen/Bonn – Ein Tourist wird dem tödlichen Schrecklichen Pfeilgiftfrosch nie begegnen. Es sei denn, er begibt sich auf eine Expedition in ein winziges Areal des kolumbianischen Regenwalds.
Der Biologe Knut Eichstaedt aus Langen sieht in den Geschichten über gefährliche Tiere oft «Populismus». Trotzdem ist es wichtig, je nach Reiseart auf tierische Begegnungen vorbereitet zu sein.
Bei Trekking- und Wandertouren in der Wildnis sollte man sich vor giftigen Schlangen und Spinnen vorsehen. «Todesfälle durch giftige Schlangen sind mit 50 000 Fällen pro Jahr recht häufig», sagt der Mediziner Prof. Rainer Ganschow vom Uniklinikum Bonn. Das Gift könne sehr schnell wirken und zu Muskelkrämpfen, Atemnot, Blutungen und Herz-Kreislauf-Stillstand führen.
Am gefährlichsten ist das Gift des Inlandtaipans. Diese Spezies kommt nur in einem kleinen Gebiet im australischen Outback vor. Auch um die Königskobra zum Beispiel in Thailand oder Klapperschlangen in den USA sollten Wanderer einen großen Bogen machen.
Der Trekkingführer und Tourismusberater Andreas Happe aus Friedland rät zur Vorsicht: «Nicht in Höhlen oder unter Steine fassen, knöchelhohe feste Schuhe tragen und sie vor dem Anziehen ausschütten.» So wird auch Skorpionen vorgebeugt, von denen trotz des schmerzhaften Stichs nur wenige Arten wirklich gefährlich für Menschen sind. Nach einem Schlangenbiss sind Erstmaßnahmen wichtig. Ganschow rät zur sofortigen Reinigung der Wunde, einem venösen Stau oberhalb der Verletzung und gegebenenfalls zur Gabe eines Antiserums: «Das sofortige Aufsuchen eines Arztes kann lebensrettend sein.»
Als gefährlichste Spinne der Welt gilt die Sydney-Trichternetzspinne in Australien. Auch Bisse einer Schwarzen Witwe, der Einsiedlerspinne oder der Brasilianischen Wanderspinne verursachen Qualen. Der Tod durch einen Spinnenbiss ist aber ganz selten.
Deutlich mehr Gefahr für Reisende geht von gewöhnlichen Tieren aus. «Streunende Hunde sind jährlich weltweit für rund 25 000 Todesopfer verantwortlich», sagt Ganschow. Denn sie können Tollwut übertragen. Am meisten warnen Experten auf Reisen vor einem kleinen, oft kaum zu sehenden Tier: der Mücke. Sie überträgt in den Tropen und Subtropen viele tödliche Krankheiten und gilt daher als das gefährlichste Tier der Welt. Wichtig: konsequenter Mückenschutz!
Grundsätzlich wird die Gefahr durch bestimmte Tierarten oft sehr verzerrt wahrgenommen. Im Wasser besteht die größte Angst sicher vor dem Hai. Zu Unrecht: Mit rund zehn Todesfällen pro Jahr spielen Haiunfälle «praktisch keine Rolle», wie Rainer Ganschow sagt. Knut Eichstaedt bestätigt: «Quallen machen am meisten Ärger.» Natürlich bestehe aber ein Unterschied zwischen der Feuerqualle in der Ostsee und der Würfelqualle oder auch Seewespe genannten Verwandten in Nordaustralien: «Die eine tut weh, die andere bringt mich um.»
Zum Schutz werden in Australien ganze Strände seeseitig eingezäunt. «Immer vor Ort erkundigen, mit welchen Gefahren man zu rechnen hat», empfiehlt Eichstaedt. «Die meisten Strände haben Infotafeln, auf denen das Wichtigste steht.»
Auch Taucher müssen einige Gefahren kennen. Zum Beispiel kann das in den Rückenflossenstacheln sitzende Gift des Steinfischs tödlich sein. Die Art kommt im Indischen Ozean, im Pazifik und im Roten Meer vor. In Aufstellungen der gefährlichsten Tiere fehlen nie die im Indischen und Pazifischen Ozean heimischen Seeschlangen. Vor allem Fischer haben mit ihnen zu kämpfen. Der in Japan als Speisefisch begehrte, aber hochgiftige Kugelfisch ist eher scheu und geht Tauchern meist aus dem Weg. Einen Bogen machen Taucher am besten um die hochgiftige tropische Kegelschnecke. Wer nach ihr greift, riskiert den Tod.
Ebenso ist es vielleicht besser, dem Stechrochen nicht zu nahe zu kommen: 2006 starb der australische Dokumentarfilmer Steve Irwin am Great Barrier Reef durch einen Schwanzstich ins Herz.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Philipp Laage,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)